Über unseren Verein
Hier kannst du dich über unsere Geschichte oder Chronik des Vereins informieren
Mit der politischen “Wende” in den Jahren 1989/90, dem Ende der DDR und dem Beginn eines endlich wiedervereinigten Deutschlands, veränderte sich für uns alle in Deutschlands Osten vieles fundamental. So natürlich auch auf dem Gebiet des Sports, wo die Ära des Deutschen Turn- und Sportbundes der DDR (DTSB) und seiner Organisationsstrukturen bis hin zu den zumeist Betriebssportgemeinschaften endete und der Übergang zum Deutschen Sportbund (DSB) mit seinen für uns neuen Strukturen stattfand. Dieser Übergang erfolgte für bestehende Sportgemeinschaften nicht automatisch, sondern setzte die “Umgründung” nach dem deutschen Vereinsrecht voraus. So stand auch die damalige “Turn- und Sportgemeinschaft (TSG) Markkleeberg” vor dieser nicht ganz einfachen Aufgabe. Mit Hilfe unserer Sportfreunde aus Hemmingen (bei Hannover) gelang es aber, die dafür notwendigen Voraussetzungen zu schaffen, und so konnte die Vollversammlung am 17.07.1990 die “Umgründung” unter dem neuen Namen “Turn- und Sportgemeinschaft (TSG) Markkleeberg von 1903 e.V.” beschließen, deren Eintragung im Vereinsregister des damaligen Kreisgerichtes Leipzig-Land am 18.09.1990 erfolgte.
Mit der Umgründung erfolgte gleichzeitig die Besinnung auf die sportlichen Wurzeln und Traditionen des Vereins im Markkleeberger Sport. Diese wurden nach entsprechenden Recherchen in dem am 11.07.1903 gegründeten “Verein für Leibesübungen (VfL) Gautzsch” gesehen, der einer der aktiven Mitbegründer der Markkleeberger Sporttraditionen war.
Der Weg von 1903 bis heute war geprägt durch viele geschichtliche Einschnitte, so zwei Weltkriege, vor allem aber mehrere gesellschaftliche Systeme mit jeweils markanten Veränderungen auch für den Sport und folglich für unseren Verein. Im folgenden wollen wir darauf etwas näher eingehen.
Vereinsgeschichte
1. Unsere Anfänge (1903 bis 1929)
Am 11.07.1903 fand im “Neuen Gasthof” Markkleeberg in der Koburger Straße die Gründungsversammlung des “Arbeiter-Turn-Vereins Gautzsch” statt. 62 Arbeitersportler ließen sich als Mitglied eintragen. Der Wirt des Gasthofes nahm sie auf, so dass hier zunächst die Übungsstunden stattfinden konnten. Später wurde dem Verein ein unwirtliches Gelände als Turnplatz zugewiesen, die Bemühungen um die Schulturnhalle der jetzigen Mittelschule Markkleeberg-West in der Rathausstraße scheiterten zunächst. Der Turnplatz wurde durch fleißige Arbeit der Mitglieder, deren Zahl übrigens stetig zunahm, in immer besseren Zustand versetzt. Dem Gedeihen des Vereins, der zunächst nur aus einer Männerturnabteilung bestand, aber Schritt für Schritt um eine Turnerinnen- und eine Kinderabteilung erweitert wurde, setzte dann aber der 1. Weltkrieg zunächst ein Ende, der sämtliches Vereinsleben nahezu zum Erliegen brachte.
Nach dem Krieg mussten Arbeitslosigkeit und viel Not überwunden werden, so dass nur sehr langsam wieder Gedanken an das Sporttreiben aufkamen. Unter den veränderten Bedingungen wurde dem Verein der sich 1919 in “Neuer Turnverein Gautzsch-Oetzsch” umbenannt hatte und Mitglied des “Arbeiter-Turnerbundes” wurde, nach schweren Verhandlungen und nur unter der Bedingung der Gewährleistung einer einwandfreien Instandhaltung und der Erstattung aller Unkosten für Licht, Wärme, Reinigung usw., nun doch die Schulturnhalle zur Verfügung gestellt. Durch den einsetzenden Mitgliederzustrom erwiesen sich die vorhandenen Übungsmöglichkeiten jedoch bald als unzureichend, so dass man den Bau eines Sport-Eigenheimes in Betracht zog. Nach der nochmaligen Umbenennung in “Verein für Leibesübungen Gautzsch” im Jahre 1928, in dem man gleichzeitig das 25-jährige Jubiläum feierte, wurde damit begonnen, dieses Ansinnen in die Tat umzusetzen. Ein Aufruf an alle Mitglieder im Januar 1929 forderte diese zur Unterstützung des Planes auf.
In dieser Zeit bestanden im VfL schon zahlreiche Abteilungen, so neben den Turnern und Turnerinnen eine Schüler- und Schülerinnenabteilung, eine Jugendabteilung, eine Kraftsportabteilung und eine Altersabteilung (über 35 Jahre!), die Turnspielbewegung (verschiedene Ballspielarten) und sogar ein Spielmannszug. Die Leitung des Sportes oblag der sogen. Vorturnerschaft, den heutigen Übungsleitern/Trainern also.
2. Aufschwung und zwischenzeitliches Ende (1930 bis 1933)
Die Bedeutung der Vorturnerschaft wird in der Festschrift zum 25-jährigen Jubiläum des VfL u.a. wie folgt beschrieben: “Durch intensivste Arbeit gelang es, dass … vier Turngenossen die Vorturnerprüfung mit Erfolg bestanden, und somit war der Grundstock für eine Vorturnerschaft, für die Seele des Vereins, gelegt.” (eine Einschätzung übrigens, die noch heute voll zutrifft, denn ohne die qualifizierten Übungsleiter wäre das anforderungsgerechte Sporttreiben in der TSG unvorstellbar, und um Übungsleiter zu werden, bedarf es auch heute noch “intensivster Arbeit”). Doch es gibt auch Nachrichten aus dieser Zeit , die heute eher verwundern. So durften z.B. Jugendliche nur mit Erlaubnis des Schulvorstandes Mitglied im Turnverein werden – heute freut sich jede Schulleitung, wenn die Schüler in einen Sportverein eintreten, um dort sinnvoll ihre Freizeit zu verbringen. Und in einem Verein wie der TSG, wo heute mehr als 50% der Mitglieder Frauen und Mädchen sind, wird folgendes Zitat aus der Festschrift zum 25-jährigen Jubiläum des VfL, Erstaunen auslösen: “Als vor 25 Jahren die Turnerinnenabteilung ins Leben gerufen wurde, glaubten viele Einwohner, das sei der Untergang der Sittlichkeit und Moral. … Sehen wir uns heute unsere Turnerinnen an, so sehen wir eine muntere Schar, welche erkannt hat, dass Leibesübungen zum Leben gehören wie Salz auf das Brot.”
Doch zurück zum Sport-Eigenheim. Bereits 1930 wurde mit dem Bau begonnen. Unter fachkundiger Leitung des Vorstandes, von dem uns leider nur noch die Herren Alfred Frees, Rudolf, Kurt und Oskar Dähne, Richard Pfeifer, Otto Utzelino, Otto Lange, Erich Krebs und Alfred Burkhard namentlich bekannt sind, entstanden auf dem Gelände der “Lauer” (in der Nähe des damaligen Familienbades), wofür dem VfL das Erbbaurecht erteilt worden war (übrigens bis zum 30.06.2029 !), hauptsächlich in Eigenleistung der Mitglieder in nur knapp zweijähriger Bauzeit der Sportplatz mit Turnhalle und Anbau. Eine grandiose Leistung in dieser Zeit. Die Gesamtkosten, einschließlich der behördlichen Gebühren und der Unkosten für Wasser-/Abwasser- und Elektroanschluss, betrugen übrigens ganze 25.000,00 Mark.
Nun blühte der Verein weiter auf, besonders die Turnspielbewegung entwickelte sich gut. Am Anfang betrieb man Faust- und Trommelball. Später kamen Schlag- und Raffball dazu, zuletzt Feldhandball. Oft waren es die gleichen Mitglieder, die mehrere Spielsportarten betrieben. Mit einigen Mannschaften nahm man an Serienspielen teil. Ganz unproblematisch verlief diese Entwicklung, die ja ein wenig weg vom reinen Turnen ging, im Verein aber wohl nicht, wie man aus folgendem Zitat aus der Festschrift zum 25-jährigen Jubiläum schließen kann: “Möge nun auch weiterhin zwischen Turnspielbewegung und Vereinsleitung ein einheitliches Zusammenarbeiten bestehen bleiben, so können wir sicher sein, zum Nutzen der gesamten Arbeiter-Turn- und -Sportbewegung als auch zum Nutzen des Vereins Erfolge zu erringen. Vorwärts immer, rückwärts nimmer!”. Der 1922 gegründete Spielmannszug (dessen Trainingsstätte übrigens die Kegelbahn des Vereinslokals war und der 1926 erstmals an die Öffentlichkeit trat), spielte inzwischen bei vielen Gelegenheiten auf. Auch die (nach Auskunft von Zeitzeugen) bereits 1921 gegründete Kegelsparte (Initiatoren waren Albin Zeibig und Paul Jahr) entwickelte sich weiter. Ihr erfolgreichster Kegler war Arthur Pfahl, der 1928 sogar Sachsenmeister der Arbeiterkegler geworden war. Im Turnerbereich erlebten die 1925 gegründete Kraftsportabteilung “Jugendkraft” und eine Gruppe von Akrobaten Aufschwung.
Doch mit der Machtübernahme durch das NS-Regime 1933 wurde die so erfreuliche Entwicklung gestoppt, denn die Arbeiter Turn- und -Sportvereine wurden verboten, so auch der “Verein für Leibesübungen e.V.”.
3. Nationalsozialismus, zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit (1933 bis 1950)
Mit dem Jahr 1933 begann eine leider sehr unerfreuliche Periode der deutschen Geschichte, die sich natürlich auch im Sport auswirkte. Das vom deutschen Reichstag am 23.05.1933 verabschiedete Ermächtigungsgesetz “Zur Behebung der Not von Volk und Reich” begründete die Diktatur des Nationalsozialismus. Zu seinen Zielen gehörte auch die sogen. “Gleichschaltung” des Sports, was nichts anderes bedeutete als die totale Unterordnung des Sports und der Sportvereine unter die Ziele des NS-Regimes. Mit dem neu geschaffenen Deutschen Reichsbund für Leibesübungen (DRL) wurden die Pläne zur völligen Neuorganisation des Sports umgesetzt.
Für die Arbeitersportvereine, so auch für den VfL, bedeutete dies, wie schon gesagt, das Ende. Um weiter organisiert Sport treiben zu können, traten viele Arbeitersportler in die zumeist völlig neuen, z.T. aber auch “gleichgeschalteten”, mit neuen Leitungen besetzten ehemaligen bürgerlichen Sportvereine ein. Vielfach waren sie sich dabei den neuen Zielstellungen dieser Vereine nicht bewusst, einige jedoch versuchten bewusst – wenn auch versteckt -, ihre Traditionen und Grundhaltungen in diesen Vereinen in vielleicht wieder bessere Zeiten hinüberzuretten. Dies fiel jedoch schwer, denn schon Ende 1933 begann die völlige Faschisierung der Körperkultur und des Sports unter dem Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten.
In Markkleeberg nahm in dieser Zeit aufgrund des Verbots der Arbeitersportvereine die Zahl der Sportvereine ab. Es gründeten sich jedoch schrittweise auch neue Sportvereine. Die ehemaligen VfL-Mitglieder fanden sich in dem einen oder anderen davon wieder, so z.B. in der “Turn- und Sportvereinigung Markkleeberg-Ost”, in der “Turn- und Sportgemeinde Jahn 1871 Markkleeberg”, im “Verein Markkleeberger Kegler” oder im “Turnverein Oetzsch mit Raschwitz”.
Während die Vorstände der Sportvereine (inzwischen bezeichneten sie sich z.T. als “Führer”…) unter den politischen Einflüssen bemüht waren, die Turner und Spieler ihren Zielen unterzuordnen, wurden diese aber nachdenklicher, erkannten den Ernst der Lage (Kriegsvorbereitung – ein guter Soldat braucht einen sportlich gestählten Körper) und blieben teilweise den angesetzten Veranstaltungen fern.
Es folgte der zweite Weltkrieg mit unsäglichem Leid für viele, eine Zeit, in der der Vereinssport und seine Traditionen natürlich keinerlei Bedeutung mehr hatten.
Dies galt auch für die unmittelbare Nachkriegszeit, und dennoch begannen schon bald nach Kriegsende und Zerschlagung des Faschismus wieder erste sportliche Aktivitäten. Die Direktive Nr. 23 des Alliierten Kontrollrates bestimmte zwar einerseits das Verbot jeglicher sportlicher Betätigung mit militärischem oder vormilitärischem Charakter, erlaubte jedoch andererseits die “Errichtung nichtmilitärischer Sportorganisationen lokalen Charakters”.
Dementsprechend gab es, unterstützt durch das Sportamt der Stadt, auch wieder erste Versuche in Markkleeberg auf sportlichem Gebiet, so gründete sich schon im Juli 1945 die “Sport-Gemeinschaft (SG) Markkleeberg”. In ihr fanden viele frühere sportliche Traditionen ihre erste Anbindung und aus ihr bzw. ihren Mitgliedern gingen zahlreiche spätere sportliche Aktivitäten und Organisationen Markkleebergs hervor. Zu den ersten sportlichen Wettkämpfen kam es in Markkleeberg wieder ab 1948/49, zunächst in den Sportarten Radrennen, Fußball, Handball und Boxen.
4. Der sportliche Wiederbeginn und die Gründung der “BSG Aktivist Markkleeberg” (1950 bis 1960)
Das Aufleben sportlicher Aktivitäten in Markkleeberg setzte sich zu Beginn der fünfziger Jahre fort. Mit der Gründung der DDR nahm die “sozialistische Sportbewegung” ihren zunächst noch bescheidenen Anfang. Doch die neuen “Ideale” waren schon früh zu spüren – “Bereit zur Arbeit und zur Verteidigung des Friedens” lautete die Aufforderung. In Markkleeberg bestanden in dieser Zeit zwei Sportvereine – die schon erwähnte “Sportgemeinschaft (SG) Markkleeberg” sowie “Turbine Markkleeberg”, gegründet etwa 1949/1950. Hier begannen die sportlichen (Vereins-)Traditionen in Markkleeberg sich in verschiedenen Sportarten fortzusetzen.
Natürlich fand auch in den Schulen Sport statt und das nicht nur im Unterricht sondern auch außerhalb in Sportgruppen oder in so etwas wie Schulsportgemeinschaften. So gründete sich z.B. im Jahre 1954 (etwa zum Zeitpunkt der Auflösung von “Turbine Markkleeberg”) an der damaligen EOS Markkleeberg (heute das Gymnasium) eine Volleyball-Gruppe, die zu einer der “Keimzellen” der dann später gegründeten “BSG Aktivist Markkleeberg” wurde, die unseren “Stammbaum” direkt fortsetzte.
Auch in den Betrieben wurde der Sport gefördert, als Organisationsform des Sports bildeten sich sogen. Betriebssportgemeinschaften (BSG). So wurde z.B. die “SG Markkleeberg” 1955 zur “BSG Medizin Markkleeberg”. Auch die “BSG Aktivist Markkleeberg” war eine solche Betriebssportgemeinschaft. Der Zuwachs an Einwohnern in Markkleeberg, verbunden mit dem Entstehen neuer Wohngebiete in Markkleeberg-West wie Sonne- und Wasserturmsiedlung durch den Zuzug von Bürgern aus umliegenden Ortschaften, die den Braunkohlebaggern zum Opfer fielen, und das Entstehen von Großbetrieben in der unmittelbaren Markkleeberger Nachbarschaft, so z.B. in Böhlen und Espenhain, waren der Anlass für die Gründung der “BSG Aktivist Markkleeberg” am 30.06.1959. Ihr sogen. Trägerbetrieb, d.h. quasi staatlich verantwortlich für die materielle Sicherstellung des Sports in der BSG, war der zur Kohle- und Energiewirtschaft gehörige (deshalb “Aktivist”) VEB “Otto Grotewohl” Böhlen, weil viele seiner Beschäftigten in Markkleeberg wohnten. Direkt ausgelöst wurde die Gründung – wie konnte es in dieser Zeit anders sein – durch einen Beschluss der Industriekreisleitung Böhlen der SED.
Zum Zeitpunkt der Gründung waren 7 Mitglieder eingetragen, aber schon im November 1959 gab es 167 und Ende 1960 bereits 268 Mitglieder. Leitungsmitglieder der ersten Stunde waren u.a. die Sportfreunde Nestler, Döge, Pfaffe, Straßburger, Kitzmann, Knecht, Schubert und Hagen; erster Vorsitzender war Georg Förster. Die BSG umfasste zum Zeitpunkt der Gründung die Sportarten (bis heute Sektionen genannt) Volleyball, Turnen und Judo. Nur wenig später kamen Schach, Gymnastik und Fußball hinzu.
Der Sportbetrieb fand zumeist auf dem Gelände der “Lauer”, also auf dem von unseren Vorgängern, dem “VfL Markkleeberg”, errichteten Sportplatz sowie in der zugehörigen Turnhalle und ihren Nebenräumen statt. Die Kosten dafür und für den folgenden schrittweisen Ausbau trug der Trägerbetrieb.
Von Beginn an bestand die “BSG Aktivist Markkleeberg” vorwiegend (zu mehr als zwei Dritteln) aus Kindern und Jugendlichen. Erwachsene gab es zunächst überwiegend nur als Funktionäre und Übungsleiter, die teilweise aber auch selbst aktiv waren. Dies, d.h. die Entwicklung des Kinder- und Jugendsportes, entsprach auch den Zielen, die der inzwischen gegründete Deutsche Turn- und Sportbund (DTSB) den Sportgemeinschaften stellte (heute wären wir froh, wenn wir diesem Anteil von Kindern und Jugendlichen nur annähernd nahe kämen).
5. Die weitere Entwicklung der “BSG Aktivist Markkleeberg” und die Umbenennung in “TSG Chemie Markkleeberg” (1960 bis 1970)
In den ersten Jahren des Bestehens der “BSG Aktivist Markkleeberg” fand ein markanter Mitgliederzuwachs statt. So gehörten ihr Ende 1962 schon 500 Mitglieder an. Dies war einerseits schön, doch ergab sich daraus ein Problem (das wir übrigens leider bis heute haben) – das Fehlen adäquater Trainingsmöglichkeiten, d.h. es fehlten Turnhallen in erforderlicher Größe und die Freianlagen in der “Lauer” entsprachen zunehmend nicht mehr den sich ebenfalls entwickelnden Anforderungen.
In den Jahren um 1965 wurde deshalb mit finanziellen Mitteln des Trägerbetriebes und vielerlei Eigenleistungen (sogen. NAW-Aufbaustunden) der Mitglieder die Sportplatzanlage “Lauer” verstärkt ausgebaut – das Spielfeld wurde erneuert, eine Laufbahn und Leichtathletikanlagen sowie eine Kleinfeldanlage entstanden und auch am Gebäude erfolgten Veränderungen. Insbesondere im Fußball waren die verbesserten Bedingungen ein Motor der Entwicklung, so stieg die 1. Männermannschaft in der Saison 1965/66 in die 1. Kreisklasse auf und begann damit eine Entwicklung, die später bis in die DDR-Liga führte.
Das sportliche Leben in der “BSG Aktivist Markkleeberg”, zunehmend bestimmt durch die sportpolitischen Entscheidungen des DTSB, entwickelte sich im weiteren gut. Mitglieder der BSG beteiligten sich erfolgreich an Wettkämpfen und an der Spartakiadebewegung, es begannen sich in einzelnen Sportarten (z.B. Volleyball) Trainingszentren zu entwickeln, deren Aufgabe in der Ausbildung talentierter Kinder für eine leistungssportliche Laufbahn bis hin zur Delegierung in einen der Sportclubs bestand. Zahlreiche namhafte Volleyballer (z.B. Lothar Schröter, Reinhard Seidel, Gerhard Pötzsch, Angela Ringler und Bärbel Schreier) wurden schon damals zum Leistungszentrum SC Leipzig delegiert, aber auch Turner, wie Stephan und Mathias Brehme namen den Weg Schule – “BSG Aktivist Markkleeberg” – Sportclub – Spitzensportler. Doch hatte die BSG auch Aufgaben hinsichtlich der Einbeziehung der Bevölkerung in das Sporttreiben zu erfüllen. So wurden erfolgreich und mit großer Beteiligung Wohnbezirkssportfeste in der Sonne- und Wasserturmsiedlung durchgeführt und erfolgten bei zahlreichen Gelegenheiten Sport- und Olympiaabzeichenabnahmen.
Ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung war das Jahr 1968, in dem die Umbenennung der “Betriebssportgemeinschaft (BSG) Aktivist Markkleeberg” in “Turn- und Sportgemeinschaft (TSG) Chemie Markkleeberg” erfolgte. Dies war erforderlich geworden, weil der Trägerbetrieb VEB “Otto Grotewohl” Böhlen von der Kohle- und Energiewirtschaft zur Chemie (Kombinat PCK Schwedt) wechselte. Dadurch wurde es gleichzeitig möglich, weitere Trägerbetriebe für die TSG zu finden – die Markkleeberger Betriebe VEB WAMA und VEB KONSÜ, die – insbesondere für den Fußball – eine zunehmend wichtigere Stütze wurden, insbesondere als die Unterstützung aus Böhlen langsam nachließ (hier konzentrierte man sich zunehmend auf die “eigene” BSG Chemie Böhlen).
Als 1969, politisch “eingebettet” in die Vorbereitung des 20. Jahrestages der DDR, gefeiert wurde, weil die “neue” BSG (TSG) 10 Jahre bestand, gehörten die Sektionen Kinderturnen, Frauengymnastik, Volleyball, Judo, Tischtennis und Fußball dazu. Im Juni 1969 fanden zahlreiche Sportveranstaltungen anläßlich des kleinen Jubiläums statt. Bei einem Empfang der TSG-Leitung erhielten verdienstvolle Sportler und Funktionäre aus den Händen des damaligen Vorsitzenden Sportfreund Flister eine Ehrenurkunde mit Wimpel (so z.B. die Sportfreunde Förster, Döge, Nestler, Pohlmann, Gerber, Margies). Jeder Teilnehmer erhielt ein Abendessen, ein Glas Wein und einen Getränkegutschein über 3,- M, die Gesamtkosten beliefen sich auf 750,- M incl. Kapelle (wir werden uns sicher einigermaßen schmerzlich daran erinnern, wenn wir die finanzielle Bilanz unserer Feierlichkeiten im September 2003 ziehen…).
Neben der Teilnahme am Wettkampfbetrieb in den verschiedenen (noch bescheidenen) Klassen war es immer wieder Aufgabe der TSG-Mitglieder, sich an der Vorbereitung und Durchführung von Sportfesten im Territorium zu beteiligen, so z.B. beim Kombinatsturnfest des Trägerbetriebes VEB “Otto Grotewohl” Böhlen, das im Oktober 1970 stattfand.
7. Die politische “Wende” mit der “Umgründung” der “TSG Markkleeberg” als e.V. und die Entwicklung der “TSG Markkleeberg von 1903 e.V.” bis heute
Als Ende 1989 das Ende der DDR anbrach, dachte verständlicherweise zunächst wohl niemand vordergründig an die Veränderungen, die sich daraus auch für den Sport im allgemeinen und in der TSG Markkleeberg im speziellen ergeben würden. Und doch war die politische “Wende” natürlich gleichzeitig auch eine markante Wende im Sport. Für die TSG Markkleeberg begann das damit, dass wir im Januar 1990 den damaligen, uns “zentral verordneten” hauptamtlichen Vorsitzenden kraft eigener Entscheidung vor die Tür setzten. Bis auf weiteres übernahm der damalige Stellvertrende Vorsitzende Rainer Leipnitz die Führung der TSG. Unterstützung in der für uns einigermaßen “unübersichtlichen” Zeit kam schon bald aus der Stadt Hemmingen (bei Hannover), von wo uns der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Hemminger Sportvereine und 1. Vorsitzende des SC Hemmingen-Westerfeld, Jupp Wiesner, besuchte. Sein Rat, ein Gegenbesuch in Hemmingen und zahlreiche zur Verfügung gestellte Dokumente halfen uns über die ersten Schwierigkeiten auf dem Weg zu einem Sportverein nach deutschem Vereinsrecht hinweg. In einer Sitzung im Mai 1990 beschäftigte sich die TSG-Leitung umfassend mit der neuen Situation. Im Ergebnis sprachen sich alle damals bestehenden Sektionen außer Fußball und Turnen, für die “Umgründung” der TSG als e.V. (eingetragener Verein) aus. Während die Turner später ebenfalls (zunächst) ihre Zustimmung äußerten, schieden die Fußballer auf eigenen Wunsch per 30.06.1990 aus der TSG aus (und bildeten einen eigenen Fußballverein – den damaligen “1. FC Markkleeberg”).
In mehreren folgenden Sitzungen wurde die “Umgründung” intensiv vorbereitet. Dabei besann man sich auch seiner sportlichen Traditionen aus der Markkleeberger Vergangenheit und beschloss, der Gründungsversammlung die Nachfolge des am 11.07.1903 gegründeten, wie die TSG in Gautzsch (Markkleeberg-West) ansässigen, “Arbeiter-Turn-Vereins Gautzsch” (später umbenannt in “Verein für Leibesübungen Gautzsch”, dessen Sportanlagen in der Markkleeberger “Lauer” bis zur Wegnahme infolge des sich bis dorthin ausbreitenden Braunkohleabbaus von uns genutzt wurden) und dementsprechend die Aufnahme des Jahres 1903 als Gründungsjahr in den Vereinsnamen vorzuschlagen.
Die (Um-)Gründungsversammlung des “neuen” Vereins fand schließlich am 17.07.1990 im Lindensaal Markkleeberg statt. 54 stimmberechtigte Mitglieder trugen sich als Mitglieder ein, wählten den ersten Vorstand der “Turn- und Sportgemeinschaft (TSG) Markkleeberg von 1903 e.V.” (Kurzform “TSG Markkleeberg”) als Nachfolger des “Arbeiter-Turn-Vereins Gautzsch” und der “TSG Markkleeberg” und beschlossen deren Statut. Der Verein bestand zu diesem Zeitpunkt aus den Sektionen Allgemeine Sportgruppen, Basketball, Judo, Karate, Kraftsport, Leichtathletik, Schach, Tischtennis, Turnen und Volleyball und hatte 475 Mitglieder. Als 1. Vorsitzender wurde (in Abwesenheit, da er inzwischen arbeitsmäßig im Hamburg weilte) Rainer Leipnitz gewählt, als seine Stellvertreter Peter Pohlmann und Jörg Klemm. Mit Datum vom 18.09.1990 wurde die TSG Markkleeberg mit der Nr. 103 im Vereinsregister des Kreisgerichtes Leipzig-Land registriert. Im Dezember 1991 wurde der Verein Mitglied im Landessportbund Sachsen.
Seit der “Umgründung” im Juli 1990 hat der Verein eine überaus erfreuliche Entwicklung genommen. Nachdem bedauerlicherweise die Turner Ende 1990 aus der TSG ausschieden, um einen eigenen, anderen Traditionen folgenden Turnverein (“TV Markkleeberg von 1871 e.V.”) zu gründen, war dann im wesentlichen ein kontinuierlicher Mitgliederzuwachs zu verzeichnen. Heute ist die TSG mit 1422 Mitgliedern (Stand 01.01.2022) der (seit Jahren) mit Abstand mitgliederstärkste Sportverein im Landkreis Leipzig und gehört zu den etwas mehr als 50 Sportvereinen im Freistaat Sachsen mit über 1.000 Mitgliedern. Aktuell sind 494 Mitglieder (35%) Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre, 391 Mitglieder (28%) Senioren 60+. Ca. 56 % der Mitglieder sind weiblich. Der Verein verfügt über 12 Abteilungen (so heißen die früheren Sektionen jetzt), in denen sowohl Freizeit- und Erholungssport als auch (Amateur-)Wettkampfsport bis zur Regionalliga bzw. bis zur Teilnahme an Deutschen und z.T. internationalen Meisterschaften betrieben wird. Es sind dies Aikido (neu seit 2014), Badminton (neu seit 1993), Basketball, Gymnastik, Judo, Leichtathletik, Reha-Sport (2000 aus Gymnastik “ausgegründet”), Schach, Schwimmen (neu seit 2017) Tischten-nis, Volleyball und Wandern (neu seit 1991). Mitgliederstärkste Sektionen sind aktuell Leichtathletik, Gymnastik und Volleyball. In den Jahren seit 1990 kamen und gingen einige zumeist kleine weitere Abteilungen (Boxen, Karate, Kraftsport, Nin Jitsu und Triathlon).
Gute Wettkampfergebisse, mit denen viel Werbung für den Verein und die Stadt Markkleeberg gemacht wird, sind insbesondere in den Abteilungen Basketball, Judo, Leichtathletik, Schach, Tischtennis und Volleyball zu verzeichnen. Doch auch in den Abteilungen ohne Wettkampfsport (Aikido, Badminton, Gymnastik, Reha-Sport, Schwimmen und Wandern) finden die Mitglieder viel Spaß am gesunderhaltenden Sport und an der Geselligkeit im Verein.
Die TSG wird von einem Vorstand geführt, dem auch alle Abteilungsleiter angehören, so dass die Interessen jeder Abteilung in der Vorstandsarbeit ausgewogen berücksichtigt werden können. An der Spitze des Vorstands stehen der Präsident und zwei Vizepräsidenten. Im Juli 2021 verabschiedete sich der seit 1990 im Amt befindliche Präsident Rainer Leipnitz, seine Nachfolge trat Thomas Nürnberger an, dessen Amt als Vizepräsident neben Michael Kühn übernahm Olaf Schlegel. Die hauptamtlich in Teilzeit besetzte Geschäftsstelle unterstützt den Vorstand. Die Vereinsjugend verfügt über einen eigenen Vorstand und ist durch den Vereinsjugendleiter ebenfalls im Vorstand mitspracheberechtigt. Die Interessen der weiblichen Mitglieder vertritt die Frauenwartin im Vorstand. Ehrenrat und Kassenprüfer wachen über die ordnungsgemäße Abwicklung der Vorstandsarbeit und der Kassengeschäfte des Vereins (Haupt- und Sektionskonten). Die sportliche Arbeit in den Abteilungen, d.h. Training und Wettkämpfe, wird von aktuell 95 ehrenamtlichen Übungsleitern, davon 55 mit DSB-Lizenz/Zertifikat, verantwortungsbewusst durchgeführt. Insgesamt 59 Ver-einsmitglieder sind als qualifizierte Kampf- und Schiedsrichter bei den Wettkämpfen in den einzelnen Sportarten tätig.
Leider hatten die seit Januar 2020 andauernde Coronapandemie bzw. die zu ihrer Eindämmung getroffenen, zumeist eher nicht sportfreundlichen Verordnungen einen markant negativen Einfluss auf das Sporttreiben in den Breitensportvereinen. Monatelange Sperrungen der Sportanlagen verhinderten Training und Wettkämpfe vor allem der Hallensportarten. Finanzielle Verluste und Mitgliederabgänge waren vielfach die Folge. Glücklicherweise ist die TSG von beidem nicht allzu sehr betroffen (wenigstens bisher), weil sowohl die meisten Mitglieder als auch die meisten Sponsoren und Spender dem Verein treu blieben und auch Land und Stadt ihre Unterstützung fortsetzten. Die Ehrenamtlichen im Verein, Vorstand, Abteilungsleitungen, Übungsleiter und Trainer, sowie Kampf- und Schiedsrichter hielten ebenfalls weitgehendst zum Verein und leisteten sehr gute Arbeit, um das Vereinsleben unter den misslichen Bedingungen maximal am Leben zu erhalten. Dafür gilt allen großer Dank. Wünschen wir uns nun ein baldiges Ende der Pandemie und der mit ihr verbundenen Einschränkungen (auch) für den Sport.
Die TSG ist von Beginn an Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der Markkleeberger Sportvereine (AGMSV) und nicht nur in dieser Rolle bemüht, Akzente für den Sport in der Stadt Markkleeberg zu setzen. Eines der „Markenzeichen“ dafür ist das jährlich im September unter der Schirmherrschaft des Markkleeberger Oberbürgermeisters stattfindende traditionelle Leichtathletik-Sportfest im Sportpark Camillo Ugi. Verein, AGMSV und Stadt sind aktuell bemüht, Fördermittel für eine weitere Großsporthalle nach Markkleeberg zu holen, da die Hallenkapazitäten schon längst nicht mehr ausreichen, den wachsenden Bedarf an Trainingszeiten infolge des Bevölkerungszuwachses der Stadt insbesondere im Kinder-/Jugendbereich zu decken. Dies und das Ringen um insgesamt verbesserte Bedingungen für den Breitensport und das Ehrenamt (in ihm) wird das Handeln in diesem und den Folgejahren ebenso bestimmen, wie das beständige Bemühen um gutes Training und erfolgreiche Wettkämpfe.
Markkleeberg, im Februar 2022
Pohlmann/Leipnitz
The least little bit can
This present moment is perfect simply due to the fact you’re experiencing it. You can get away with a lot. This is probably the greatest thing to happen in my life.